Vom Protest bis zur Projektgemeinde

Erneute Umstrukturierung der Großpfarrei St. Norbert

Nur vier Jahre nach der Zusammenlegung der verschiedenen Pfarren zur Großpfarrei St. Norbert muss Pfarrer Willenberg im Jahr 2010 dem Bistum melden, dass die für die Pfarrei vorgesehen Mittel die Kosten nicht decken können. Daraufhin überdenkt das Bistum Essen erneut die Strukturen der noch jungen Großpfarrei und kommt zu dem Entschluss, dass die Pfarrei weitere Kirchen und Gebäude aufgeben muss, um mit den ihr zugewiesenen Mittel kostendeckend wirtschaften zu können.

 

Während bei den ersten Sparmaßnahmen im Jahr 2006 Bischof Felix Genn entschieden hatte, welche Kirchen und Gebäude im Zuge der Zusammenfassung zu einer Großpfarrei aufgegeben werden müssen, bittet sein Nachfolger, Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, die Gremien der Pfarrei St. Norbert selbst zu überlegen, welche Gebäude eingespart werden können und sollen und gibt nur in geringem Maße Vorgaben, die Berücksichtigung finden sollen:

  • St. Norbert als Pfarrkirche und als zentraler Ort der Pfarrei ist gesetzt
  • Höchstens zwei der drei großen älteren Kirchen St. Norbert, Herz Jesu und St. Peter sind dauerhaft zu halten
  • Im Blick dürfen nicht nur die „derzeit aktiven Katholiken“ sein, sondern auch alle in Hamborn lebenden Menschen (missionarischer und diakonischer Auftrag der Kirche)
  • Die Pfarrei muss dauerhaft wirtschaftlich wie pastoral handlungsfähig sein
  • Die weiter zurückgehenden Zahlen der aktiven Priester und der anderen in der Pastoral tätigen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Blick zu behalten
  • Die demographische Entwicklung (2006 hatte die Pfarrei 22 698 Katholiken, Ende 2010: 20 167) ist im Blick

Die Gremien der jungen Großpfarrei standen vor der schwierigen Aufgabe, nicht nur den eigenen Kirchturm in den Blick zu nehmen und diesen auch durch die erneute Umstrukturierung zu retten, sondern die Zukunft der ganzen Pfarrei in den Blick zu nehmen. Im Jahr 2011 werden verschiedene Modelle und Varianten in den Gremien diskutiert und letztlich überwiegt doch immer wieder das Engagement für den eigenen Kirchturm, sodass ein wirkliches Zusammenwachsen der Großpfarrei erschwert und eine für alle Gläubigen der Pfarrei akzeptable Lösung dem Bischof nicht übermittelt werden kann.

 

Im Juli 2011 überdenkt auch das Bistum nochmals das bisherige Vorgehen und kommt zu dem Entschluss, dass die bisher gemachten Vorgaben für die erneute Umstrukturierung noch nicht weitreichend genug seien, da die Einsparung so nicht groß genug sei und in wenigen Jahren schon wieder eine Reform nötig würde. Um dies zu vermeiden entscheidet Bischof Overbeck, dass die beiden Hamborner Pfarreien, St. Norbert und St. Johann, fortan eine Pfarrei bilden müssten. Diese Planung formuliert Bischof Overbeck als "verbindlichen Vorschlag" und informiert die Gremien der Pfarrei St. Norbert, dass die Pfarrei St. Norbert aufgelöst und St. Johann zugepfarrt werden soll. Lediglich die Gemeinden St. Hildegard und Herz Jesu sollen bestehen bleiben und die übrigen Gemeinden der Großpfarrei sollen aufgelöst und die zugehörigen Kirchen geschlossen werden. Auch die Pfarrgemeinde St. Johann wird aufgefordert zu prüfen, welche Gebäude langfristig aufgegeben werden müssen.

 

Trotz der Verbindlichkeit seines Vorschlages, bittet Bischof Overbeck die Gremien der Großpfarrei St. Norbert sich zu seinem Vorschlag zu äußern.

"Kein Kirchenkahlschlag im Duisburger Norden"

Wurden die ersten Vorgaben des Bistum zu weiteren Sparmaßnahmen bereits als schmerzlich empfunden und lösten Streitigkeiten zwischen den Vertretern der verschiedenen Gemeinden aus, so stieß der veränderte Vorschlag auf völliges Unverständnis bei den Gläubigen der Großpfarrei und Protest gegenüber den Überlegungen von Bistum und Bischof regte sich.

 

Bedeuteten die ersten Forderungen des Bistums vielleicht den Verlust des eigenene Kirchturms, so bedeutete der überarbeitete Vorschlag des Bischofs einen völligen Rückzug der katholischen Kirche aus der Fläche.

 

Die Pfarreien St. Johann und St. Norbert bisher
Die Pfarreien St. Johann und St. Norbert bisher
"Verbindlicher" Vorschlag des Ruhrbischofs
"Verbindlicher" Vorschlag des Ruhrbischofs

Legende:


 

Die Initiative "Kein Kirchenkahlschlag im Duisburger Norden" organisiert den Protest gegen den verbindlichen Vorschlag des Bischof und die damit geplante Aufgabe von weiteren vier Kirchen in der Großpfarrei St. Norbert und der auch befürchteten Schließung der dortigen Kindergärten. Neben verschiedenen Protestmärschen von Gläubigen setzen sich auch die Schule am Park und auch die Merkez-Moscheegemeinde gegen die geplanten Kirchenschließungen ein.

Protest vor dem Bischofshaus

Gläubige aus den zur Schließung vorgesehenen Gemeinde St. Norbert und St. Barbara protestieren im November 2011 vor dem Bischofshaus und fordern Bischof Overbeck auf, selbst nach Hamborn zu kommen, um sich ein Bild darüber zu machen, welche schwerwiegenden Konsequenzen solch drastische Schließungspläne für den Duisburger Norden hätten. Der offene Protest gegen die geplanten Sparmaßnahmen bewegt den Ruhrbischof dazu, dass er den Hamborner Gläubigen verspricht, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen.

Podiumsdiskussion zu den Schließungsplänen

Die zuständigen Vertreter aus dem Generalvikariat, Domkapitular Dr. Dörnemann, Domkapitular Pfeffer und Dezernent Hükelheim, stellten sich im November 2011 bei einer Podiumsdiskussion im Gemeindesaal von St. Norbert der Kritik und den Fragen der Vertreter der protestierenden Gläubigen, wobei weit über 100 interessierte Gläubige zur Diskussion gekommen waren.

Kirchenbesetzung in St. Barbara

Am Abend vor dem Barbaratag 2011 wurde die Barbarakirche von ihren eigenen Gemeindemitgliedern besetzt, um zu verdeutlichen, dass Kirche auch vor Ort erreichbar sein muss, um Glauben zu leben und zu zeigen, dass die eigene Kirche mehr als ein Gebäude ist, sondern auch ein Stück Heimat: Zahlreiche Familien rollten ihre Schlafsäcke in der Barbarakirche aus und übernachteten in der Kirche.

Bischofsbesuch und Bischofsentscheid

Am 3. Januar 2012 kommt Bischof Overbeck nach Hamborn, um sein Versprechen einzulösen, das er den Gläubigen, die vor dem Bischofshaus demonstriert hatten, gegeben hat. Zu Fuß geht der Bischof begleitet von vielen Gläubigen von Kirche zu Kirche und macht sich erstmals selbst ein Bild vor Ort.

 

Nur wenige Wochen später sendet Bischof Overbeck den Pfarrgemeinden St. Norbert und St. Johann einen Hirtenbrief, in welchem er seine Entscheidungen für die Zukunft der Hamborner Kirchen mitteilt:

 

Die Pfarrgemeinden St. Norbert und St. Johann sollen im Jahr 2015 fusionieren und die Kirche St. Johann, als älteste Kirche und als Mutterkirche der übrigen Gemeinden soll Pfarrkirche bleiben/werden. Außer der Gemeinde St. Johann werden nur St. Hildegard und Herz Jesu als Gemeinden erhalten bleiben.

 

Aufgrund der Proteste, der Stimmen aus den Pfarrgremien und dem Eindruck, den der Ruhrbischof vor Ort gewinnen konnte, stimmt er zu, dass auch im Westen des Pfarreigebietes eine Kirche nötig ist und entscheidet, dass an St. Peter in Marxloh ein Sozialpastorales Zentrum eingerichtet werden soll und die Kirche St. Peter zwar ihren Gemeindestatus verlieren soll, aber als Filialkirche von St. Johann erhalten bleiben soll.

 

Die ehemalige Pfarrkirche St. Norbert soll den "weiteren Kirchen" zugeordnet werden, womit für diese Kirche keine Kirchensteuermittel mehr zur Verfügung gestellt wird. Dennoch soll St. Norbert geöffnet bleiben und genutzt werden können, da die Kirche erst kürzlich für über 1.000.000 € renoviert wurde. Solange es der Kirchenvorstand der neuen Großpfarrei finanziell verantworten kann, kann die Norbertuskirche daher bestehen bleiben und wird der Gemeinde St. Johann zugeordnet.

 

Die bisherigen Filialkirchen der Gemeinde St. Johann, St. Franziskus und St. Josef, bleiben als Filialkirchen bestehen. Die Filialkirche der Gemeinde St. Peter wird "weitere Kirche" und soll bereits wenige Monate nach der Bekanntgabe der Bischofs-entscheidung geschlossen werden. Unsere Gemeinde St. Barbara wird ebenfalls der Gruppe der weiteren Kirchen zugeordnet und soll zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses der beiden Pfarreien im Jahr 2015 geschlossen werden und der Gemeinde St. Hildegard zugeordnet werden.

Download
Hirtenbrief zum Bischofsentscheid
Hier können Sie im Wortlaut die Entscheidung des Bischofs für die Hamborner Kirchen inklusive der Begründung des Bischofs nachlesen.
Bischofsentscheid.pdf
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Das Pfarrgebiet und der Status der jeweiligen Kirchen stellt sich nach dem Bischofsentscheid wie folgt dar:

Entscheidung des Bischofs über die zukünftige Struktur der neuen Großpfarrei St. Johann
Entscheidung des Bischofs über die zukünftige Struktur der neuen Großpfarrei St. Johann

Legende:


Ein neuer Pfarrer für Hamborn

Zum 01. September 2012 hat der Ruhrbischof einen neuen, gemeinsamen Pfarrer für die beiden Pfarrgemeinden St. Norbert und St. Johann ernannt. Pater Thomas Lüke OPraem ist damit als Pfarrer für über 22.000 Katholiken verantwortlich.

 

Er hat die schwierige Aufgabe als Pfarrer der beiden Pfarren das Zusammenwachsen der beiden Pfarreien zu begleiten und ab 2015 soll er Pfarrer der neuen Großpfarrei St. Johann sein.

Auf der Suche nach neuen Wegen für St. Barbara

Mit der Bischofsentscheidung, dass St. Barbara aus Kostengründen schließen müsse, wollten sich die Gemeindemitglieder nicht abfinden: Die eigene Kirche bedeutet den Menschen Heimat und auch aus Wut, Trotz und Enttäuschung über die Bischofs-entscheidung, will man sich nicht damit abfinden, die eigene Kirche zu verlieren, die viele Gemeindemitglieder selbst mit aufgebaut haben. Neben dieser egoistischen Sicht, die eigene Kirche bewahren zu wollen, kommt aber immer häufiger auch die Frage auf, wo die Kirche im Bistum Essen insgesamt hinsteuert. Natürlich können auch die noch bestehenden anderen Gemeinden der Pfarrei eine neue geistige Heimat werden, aber kann das eine Lösung für die immer kleiner werdende Kirche im Bistum Essen sein? Immer größere Strukturen, die sich immer weiter von den Menschen und ihren Gläubigen entfernen? Eine Kirche, in der die Priester als Gemeindeleiter von riesigen Gemeinden und Pfarreien ihre Gläubigen kaum noch beim Namen kennen? Kann eine Kirche auf die Menschen zugehen und offen für die Menschen sein, wenn sie sich immer weiter aus den Stadtteilen und aus dem Leben der Menschen zurückzieht? Wo wird die Katholische Kirche in zwanzig Jahren stehen, wenn Sparmaßnahmen und Rückzug aus der Fläche die einzige Antwort auf die sinkenden Gläubigenzahlen sind, würde St. Barbara wirklich die letzte Schließung in der neuen Großpfarrei bleiben?

 

Wir leben als Christen in Röttgersbach und wollen auch unser Christsein vor Ort leben. Wir wollen mit unserem Glauben im Stadtteil sichtbar sein und wollen hier, in unserem Stadteil, in unserer Heimat, einen Ort unseres christlichen Glaubens behalten, der weiterhin die Berührung mit Kirche ermöglicht und weiterhin christliches Leben Ort ermöglicht. Wir wollen uns nicht mit unserem Glauben ins Private zurückziehen, weil es keinen Raum mehr für ein Gemeindeleben gibt und wir wollen nicht nur am Sonntag mit dem Auto in einen anderen Stadtteil zum Gottesdienst fahren, um dort christliche Gemeinschaft zu teilen.

 

Es besteht bei den Gläubigen der feste Wunsch, dass in Röttgersbach Kirche vor Ort und somit auch räumlich nah und sichtbar bei den Menschen bleiben soll: Wenn auch das Bistum und die Pfarrei die Barbarakirche und die Gemeinderäume nicht mehr finanzieren können, müssen dann nicht die Gläubigen selbst dafür sorgen, dass Kirche vor Ort lebendig bleiben kann und der Glaube einen Ort hat?

 

Im Jahr 2013 gründet sich daher zunächst der Förderverein "Rettet St. Barbara", der die finanziellen Mittel aufbringen will, um bestenfalls die Kirche zu erhalten, wenigstens jedoch den kirchlichen Gruppen und Verbänden in Röttgersbach Räume zu finanzieren. Zeitgleich wird in vielen Gruppen und in den Gremien der Gemeinde weiter darüber nachgedacht, ob immer größer werdende Pfarreien die Lösung aller kirchlichen Probleme sein können und ob nicht andere Wege gefunden werden müssten. Wie kann St. Barbara trotz aller Umstände erhalten bleiben und weiterhin Ort lebendigen Glaubens sein? Unterstützung und Zuspruch bei dem Wunsch die Kirche und die Gemeinderäume zu erhalten und auch über das Jahr 2015 hinaus weiter Gemeindeleben zu ermöglichen, finden die Gläubigen auch bei ihrem Pastor, Thomas Pulger, und dem Pfarrer der beiden Pfarrgemeinden und der künftigen neuen Großpfarrei, Pater Thomas. Pater Thomas schlägt vor, das Gemeindemodell des französischen Erzbistums Poitiers näher zu betrachten und hier Anregungen zu finden, welche Wege es für die eigene Gemeinde noch geben kann.

Das Poitiersmodell

In Frankreich gibt es keine gesetzliche Kirchensteuer, sondern lediglich freiwillige Beiträge und Spenden, die die Kirchenfinanzierung bilden. Auf ähnliche Weise könnte auch St. Barbara fortbestehen, wenn sich genug Gläubige bereiterklären mit Spenden die Kosten zu tragen, die Pfarrei und Bistum nicht länger tragen können. Im französischen Erzbistum Poitiers hat Erzbischof Albert Rouet aufgrund starken Priestermangels nicht die Möglichkeit, jeder Gemeinde einen Priester als Leiter breitzustellen und strebt daraufhin eine Umstrukturierung der Pfarreien an. Anders als in den meisten Bistümern sollen nicht immer größer werdende Pfarreien und Seelsorgeeinheiten die Lösung sein, sondern Laien werden befähigt die Gemeinden selbst zu leiten: Laien kümmern sich um die Verwaltung von Gebäuden und Finanzen und feiern Wortgottesdienste, wenn kein Priester zur Messe kommen kann und die Kirche kann trotz Priestermangels nah bei den Menschen bleiben.

 

Auch für St. Barbara können sich die Gemeindemitglieder und auch ihr Pastor und ihr Pfarrer vorstellen, dass ehrenamtliche Laien übernehmen, was Pfarrei und Bistum nicht mehr bewerkstelligen können: Die Gestaltung von kirchlichem Leben vor Ort, Wortgottesdienstfeiern, wo keine Messen mehr möglich sind und die Selbstverwaltung von Finanzen und Gebäude.

Eine neue Gemeindeform für St. Barbara - das Fünf-Säulen-Modell

Die Gemeinde St. Barbara hat im Laufe des Jahres 2014 ein Konzept entwickelt, wie sich das religiöse, caritatitve, gesellschaftliche und kulturelle Leben der Gemeinde auch ohne die bisher vertrauten Strukturen und Institutionen nach der Fusion erhalten lässt. Die Grundidee stammt dabei aus dem Modell des Erzbistums Poitiers und ist eine sich selbst verwaltende Gemeinde, in der Laien ehrenamtlich zahlreiche und weitgehende Aufgaben in der Pastoral, der caritativen Arbeit und der Finanz- und Immobilienverwaltung übernehmen. Es ist in vielen Gemeinden und auch in St. Barbara schon länger üblich, dass Laien zum Beispiel Wortgottesdienste oder Andachten selbst gestalten, Kommunionunterricht erteilen, oder alte und kranke Menschen seelsorgerisch betreuen. Dieses ehrenamtliche Engagement soll nun noch einen großen Schritt weiter gehen und auch die Leitung der Gemeinde umfassen. Die Priester werden auf diese Weise entlastet und können sich verstärkt auf den Kern des priesterlichen Dienstes, nämlich die Feier der Eucharistie, die Verkündigung des Evangeliums und die Spendung der übrigen Sakramente konzentrieren. Fest im Blick bei der Entwicklung des Konzeptes für St. Barbara war auch das Zukunftsbild des Bistums Essen, das die Zukunft der Kirche im Bistum Essen mit den folgenden Schlagworten beschreibt:

 

berührt - wach - vielfältig - lernend - gesendet - wirksam - nah

 

Das auf diesen Grundlagen erstellte Konzept teilt das Gemeindeleben in verschiedene Bereiche ein, die jeweils einer eigenen Gruppe an Laien anvertraut werden sollen, damit jeder sich in den Bereichen engagieren kann, die seinen Talenten entsprechen. Diese verschiedennen Bereiche sind die fünf Säulen der neu erdachten Gemeindeform:

 

Liturgia - Feier des Glaubens: In der ersten Gemeindesäule Liturgia finden sich all jene zusammen, die ihre Talente im Bereich der Gottesdienste und der Liturgie einbringen möchten und können. Ehrenamtliche Küster, Lektoren, Kommunionhelfer und jene, die bereit sind, Wortgottesdienste und Andachten vorzubereiten, arbeiten gemeinsam in dieser Gemeindesäule.

 

Diakonia - Taten der Nächstenliebe: Die zweite Säule widmet sich der caritativen Gemeindearbeit und schafft Angebote und Hilfsmöglichkeiten für Sozialschwache und Bedürftige vor Ort und unterstützt weltweite Aktionen für Bedürftige.

 

Martyria - Verkündigung: Die Verkündigung und Weitergabe des Glaubens ist Aufgabe der dritten Gemeindesäule, in welcher sich Vertreter von Jugend-, Frauen- und Seniorenarbeit und all jene, denen die Verkündigungsarbeit am Herzen liegt, zusammenfinden.

 

Koinonia - Gemeinschaft der Gläubigen: In der vierten Säule finden sich jene zusammen, die sich aktiv für die Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde einsetzen wollen und durch Gemeindeaktionen wie Konzerte, Feste und Feiern zu einem Miteinander, das auch über die Gottesdienste hinausgeht, beitragen wollen.

 

Oikonomia - Wirtschaftliche Sicherstellung der Pastoral vor Ort: Diese letzte Säule des Gemeindemodells bildet der  Förderverein, der für die finanzielle Absicherung der Gemeinde verantwortlich ist. Nur wenn auch die laufenden Kosten gedeckt und die Gebäude unterhalten werden, kann Kirche vor Ort aktiv sein und die übrigen Säulen ihre Arbeit leisten.

 

In allen fünf Bereichen arbeiten ausschließlich Laien ehrenamtlich und eigenverantwortlich, um die unterschiedlichen und vielfältigen Aktivitäten der Gemeinde lebendig zu erhalten. Die Gemeindesäulen sind offen für alle Interessierten, die sich aktiv in die Gestaltung des Gemeindelebens einbringen wollen. Die Leitung der Gemeinde ist Aufgabe des "Runden Tisches", ein Gremium, dass sich aus den Vertretern der einzelnen Säulen und dem Vorstand des Fördervereines "Rettet St. Barbara" zusammensetzt. Die vier Gemeindesäulen, die das Gemeindeleben inhaltlich gestalten, entsenden ihre gewählten Sprecher an den Runden Tisch, also jeweils zwei Personen. Die fünfte Säule, Oikonomia, bildet der Förderverein "Rettet St. Barbara". Dieser verwaltet die Finanzen, die Gebäude und das Grundstück und bildet als eingetragener Verein den Rechtsträger der Projektgemeinde St. Barbara. Daher entsendet der Förderverein seinen gesamten Vorstand, also vier Personen an den Runden Tisch. Der Runde Tisch, das Leitungsgremium von St. Barbara, besteht also insgesamt aus 12 stimmberechtigten Personen, die alle Entscheidungen, die für die gesamte Projektgemeinde von Bedeutung sind, treffen.

Projektgemeinde St. Barbara

Das fertige Konzept für eine neue Gemeindeform an St. Barbara wurde dem Bischof von Essen vorgelegt und von diesem im September 2014 zunächst für eine Laufzeit von drei Jahren genehmigt:

 

"Zunächst einmal möchte ich dem Gemeinderat, dem Förderverein und den vielen Gemeindemitgliedern von St. Barbara ganz herzlich danken, die in den vergangenen Monaten an diesem Konzept für eine ortsbezogene Weiterentwicklung der Kirche gearbeitet haben. Sie sind damit erste Schritte zur Realisierung einer „nahen“ Kirche gegangen, in der Christinnen und Christen die lokale Bedeutung ihres Wirkens entdecken und in eigenverantwortliches Handels umsetzen, wie es im Zukunftsbild unseres Bistums beschrieben ist.

 

Daher bin ich gerne bereit, das von Ihnen erarbeitete Konzept inhaltlich mitzutragen und zu fördern. Das gilt zunächst für eine Laufzeit von drei Jahren nach der erfolgten Zuordnung der bisher eigenständigen Pfarrei St. Norbert zur Pfarrei St. Johann und der damit verbundenen Auflösung der Gemeinde St. Barbara."


"Denkbar" in St. Barbara

Im Rahmen des Zukunftsbildes für das Bistum Essen hat das Bistum die "Denkbar" ins Leben gerufen, an der zu verschiedenen Themen diskutiert wird und über neue denkbare Möglichkeiten von Kirche in unserem Bistum nachgedacht wird.

 

Unter dem Titel "Ehrenamt geht in Führung" war die "Denkbar" in unserer Projektgemeinde zu Gast und es wurde mit etwa 120 Gästen über Möglichkeiten ehrenamtlicher Gemeindeleitung diskutiert. Neben den Sprechern unserer Projektgemeinde, die einmal auf ungewöhnliche Weise ihre Aufgabenbereiche, die "Säulen" von St. Barbara, vorgestellt haben, war auch ein ehrenamtliches Gemeindeleitungsteam aus dem Bistum Osnabrück zu Gast. Abgschlossen wurde der Gesprächsabend mit einem gemeinsamen Gebet in unserer Kirche.



Barbara-Festival zum Start des Pilotprojektes

Am 22. August 2015 wurde das Pilotprojekt mit einem großen Stadtteilfest, dem Barbara-Festival begonnen. Domkapitular Dr. Michael Dörnemann hat im Namen des Ruhrbischofs das Pilotprojekt durch die symbolische Übergabe einer Grubenlampe gestartet und Grüße des Bischofs überbracht. Seit diesem Zeitpunkt arbeiten alle Aktiven der Gemeinde intensiv an der Unmsetzung des Konzeptes und dem Aufbau und der der Umsetzung der neuen Gemeindestruktur. Seit dem Zusammenschluss der Pfarreien St. Johann und St. Norbert zur Pfarrgemeinde St. Johann im September 2015 besteht die Gemeinde St. Barbara nicht mehr, sondern lebt als Projektgemeinde St. Barbara mit neuer Struktur weiter. Nach dem Sonntagsgottesdienst schloss sich ein Umzug durch den Stadtteil an, der an die Protestmärsche gegen die Kirchenschließungen in Hamborn erinnern sollte. Anschließend wurde im Pfarrgarten mit vielen verschiedenen Bands und Musikgruppen gefeiert.

Vertragsschluss zwischen Pfarrgemeinde und Förderverein

Im Zuge der sukzessiven Umstrukturierung der Gemeindearbeit und der Verwaltung durch ehrenamtliche Laien wurde im Juni 2016 eine Vereinbarung zwischen der Kath. Kirchengemeinde St. Johann und dem Förderverein "Rettet-St-Barbara" geschlossen und vom Bistum Essen kirchenaufsichtlich genehmigt, die die juristischen Zuständigkeiten, Rechte und Pflichten der einzelnen Vertragspartner regelt. Diese Vereinbarung bildet die (kirchen-) rechtliche Grundlage für das Weiterbestehen der Kirche St. Barbara und die Arbeit der katholischen Projektgemeinde an St. Barbara.

Verabschiedung des letzten Pastors und Ernennung der ersten ehrenamtlichen Gemeindeleitung

Nachdem das Gemeindeleben bereits seit einem Jahr in fünf Säulen organisiert wird, wurde am 04. September 2016 Pastor Thomas Pulger als letzter Pastor der Barbara-Kirche verabschiedet. Die fünf Sprecher, die sich unsere Gemeindesäulen selbst gewählt haben, wurden vom Pfarrer unserer Großpfarrei St. Johann, Pater Thomas Lüke OPraem, im Namen des Bistums Essen und der Pfarrgemeinde St. Johann beauftragt, die Projektgemeinde St. Barbara bis 2018 zu leiten und das Gemeindeleben vor Ort, in enger Anbindung an die Pfarrei, zu gestalten und zu organisieren. Damit ist ein neuer und wichtiger Schritt für die Projektgemeinde getan, denn seit diesem Zeitpunkt ist St. Barbara eine Gemeinde, die nicht nur allein von einem Förderverein finanziert wird, sondern nun auch allein von Laien organisiert und verwaltet wird.

1. Wir sagen nun „Auf Wiedersehn“,

der Abschied fällt uns schwer.

Wir lassen Sie nur ungern gehn,

das Leben ist nicht fair.

Ein Seelsorger, wie Sie es sind,

wird hier so sehr gebraucht.

Das Bistum schickt Sie fort geschwind,

unsre Hoffnung ist verraucht.

2. Seit Jahren haben wir erlebt:

Kirchen um uns sterben still.

St. Barbara hat überlebt,

weil sein Kirchenvolk es will!

Doch ist der Preis dafür sehr hoch:

Kein Priester mehr vor Ort!

Und trotzdem wird hier weiterhin

verkündet Gottes Wort!

3. Dass dieser Tag nie kommen würd,

darauf hofften wir noch sehr.

Sie waren unser guter Hirt',

Sie ersetzen wird sehr schwer.

Fünf Säulen haben wir gebaut,

Gemeinschaft fest gewebt.

Wir sagen es euch heute laut:

Die Projektgemeinde lebt!


Als Sprecher unserer Gemeindesäulen gewählt und von Pfarrei und Bistum als erste ehrenamtliche Gemeindeleitung beauftragt wurden: Anna-Maria Plaschke, Dietmar Hümmer, Angelika Hoffmann, Barbara Finke und Jörg Stratenhoff (v.l.n.r.).

Pfarreifest

Zum ersten Geburtstag der 'Großpfarrei' St. Johann waren alle Gläubigen Hamborns zum Gottesdienst und zum anschließenden Imbiss nach St. Barbara eingeladen. Wie schon bei der Gründung der Pfarrei stand auch dieses Mal das Wachsen und Zusammenwachsen der Kirchtürme und Gemeinden in Hamborn im Fokus: Als äußeres Zeichen dieses Wachsens wurden Blumenzwiebeln gepflanzt und jede Kirche der Pfarrei erhält einen der Töpfe.

Wieder ein neuer Pfarrer für Hamborn

Zum 01. November 2016 hat der Bischof von Essen Pater Thomas Lüke OPraem gesundheitsbedingt von seinen Pflichten als Pfarrer entbunden und Abt Albert Dölken OPraem zum Pfarrer der Hamborner Großpfarrei, und damit auch zum Pfarrer der Projektgemeinde St. Barbara, ernannt.

Wechsel an der Spitze des Fördervereins

Angelika Hoffmann hat den Vorsitz des Fördervereins, den sie mit ins Leben gerufen hat, im Juni 2017 abgegeben, da sie aus familiären Gründen nach Süddeutschland ziehen wird. Die Mitgliederversammlung des Fördervereins hat daher einen neuen Vorstand gewählt, der die ehrenamtliche Gemeindeleitung, den Runden Tisch wieder komplettiert und gemeinsam mit den anderen Säulensprechern weiter daran arbeiten wird, dass St. Barbara eine lebendige Gemeinde bleibt und sich noch mehr dem Stadtteil und seinen Bewohnern öffnet.

 

Neuer Vorsitzender des Förderverein ist Martin Linne; zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Johannes Schneider gewählt. Michael Braitschink ist der neue Kassierer des Vereins und Jörg Stratenhoff bleibt Schriftführer. Susanne Knist-Rychwalski und Rolf Keuchel sind als Beisitzer gewählt worden.

Neujahrsempfang 2019 - das Ende der Projektlaufzeit

Viele Interessierte waren zum Neujahrsempfang gekommen, um zu hören, wie es nun nach Ablauf der dreijährigen Projektzeit mit St. Barbara weitergeht. Mit großer Freude konnte Johannes Schneider, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, ein Schreiben von Msgr. Dr. Michael Dörnemann verlesen, in dem es unter anderem heißt: "Somit endet jetzt die Projektphase, und die in den letzten Jahren gewachsene Form der pastoralen Arbeit am Kirchort St. Barbara soll als integraler Bestandteil der Pfarrei St. Johann fortgeführt werden."

 

Jetzt ist also gewiss, was viele Katholiken, Freunde und Interessierte in Röttgersbach und darüber hinaus stets geglaubt und gehofft haben: St. Barbara bleibt ein Ort unseres Glaubens und Teil des kirchlichen Lebens in unserer Hamborner Großpfarrei. Abt Albert Doelken OPraem, Pfarrer unserer Großpfarrei, sprach zu Beginn des Neujahrsempfang ein Grußwort und die Säulenvertreter berichteten, was im letzten Jahr in ihren Säulen erarbeitet wurde und was in diesem Jahr geplant ist.

 

Mit humorigen Blick auf unsere von Laien geleitete Gemeinde und die verschiedenen Versuche, das liturgische Leben von St. Barbara noch vielfältiger zu gestalten, formulierte Anna Maria Plaschke von der Säule Liturgia: "Die Arche ist von Laien gebaut worden; die Titanic hingegen von Profis!" Mit Ihnen und euch allen zusammen wollen und werden wir auch in Zukunft unseren Glauben am Kirchort St. Barbara leben können.

Unsere Ziele

Wir wollen nun, noch mehr als zuvor, Kirche vor Ort sein und christliches Leben in Röttgersbach gestalten. Wir laden jede und jeden herzlich ein, das Gemeindeleben in St. Barbara mitzugestalten und sich gemäß der je eigenen Talente und Fähigkeiten einzubringen! Wir möchten vor Ort den christlichen Glauben leben und wach halten, um auch räumlich nah bei den Menschen zu sein und einen weiteren Rückzug der Kirche aus der Fläche im Duisburger Norden verhindern. Statt des Rückzugs aus der Fläche, wie er vielerorts durch Kirchenschließungen geschieht, wollen wir uns als Kirche neu dem Stadtteil öffnen, die Menschen neu ansprechen und alle getauften Christen einladen ihren Glauben zu leben. Wir wollen zeigen, dass Kirche trotz des Priestermangels und allen finanziellen Sorgen vor Ort lebendig bleiben kann und hoffen, dass auch nach Ablauf der dreijährigen Erprobungszeit, Kirche in Röttgersbach präsent bleiben kann.

 

Alle Informationen zu den Aufgabenbereichen der einzelnen Säulen, bereits bestehenden Angeboten und zu Ansprechpartnern finden Sie Unterseiten der Gemeindesäulen im Homepagebereich Gemeinde. Unsere Gemeindesäulen stehen allen Interessierten offen! Termine von Säulensitzungen, zu denen jeder herzlich eingeladen ist, finden Sie stets rechtzeitig unter den Rubriken Termine und Aktuelles!

 

Bringen Sie sich ein - gestalten Sie Ihre Kirche vor Ort!